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Unter  www.nfs-kit.de  findet Ihr die aktuellen Termine für den Notfallseelsorger-Kongress 2010.

Namensänderung :

Wir haben uns, nachdem sich unser Landkreis neu gebildet hat, einen neuen Namen gesucht.
Mit sofortiger Wirkung benennen wir unser Team
"Kriseninterventionsteam- Osterzgebirge".
Trotz der Namensänderung bleibt alles, wie gehabt.

Erfahrungsbericht vom Einsatz im August 2007 *)

Einen Tag vor meinem Sommerurlaub 2007, ich hatte gerade Feierabend . Mein Handy klingelte. Im Display war die Nummer der  Leitstelle zu erkennen. Da wusste ich, ein Einsatz wartet. Ich sollte eine Todesnachricht überbringen sowie Angehörige betreuen.  Es war halb neun am Abend. Sofort rief ich einen Kollegen an, fragte ob er Zeit hatte, mitzufahren. Denn, wann immer es möglich ist, fahren wir im Team zu Einsätzen, da wir nie wissen, was uns erwartet.
Von Freiberg startete ich meine Fahrt und fuhr in Richtung Altenberg.  Mein Kollege stieg unterwegs zu.  Während der Fahrt erkundigten wir uns telefonisch bei der Rettungsleitstelle sowie beim Notarzt über die Situation vor Ort. Zwei junge Männer sind bei einer Probefahrt mit einem Pkw schwer verunglückt, dabei ist der Fahrer tödlich verletzt worden. Der Beifahrer wurde schwer verletzt in ein zentrales Krankenhaus geflogen. Der Fahrer hinterlässt seine junge Frau und einen kleinen Sohn.
Wir mussten nun den Hinterbliebenen die Nachricht überbringen. Am Einsatzort angekommen verschafften wir uns kurz einen Überblick über die häusliche Situation und schauten, wie viele Angehörige anwesend waren. Es war schon kurz vor halb zehn am Abend als wir an der Tür des tödlich verunglückten Fahrers klingelten. Die Familie wusste bereits  von unserem bevorstehenden Besuch und auch von dem schweren Unfall. Sie wohnten unmittelbar in der Nähe der Unfallstelle und hörten somit die Sirenen der Einsatzkräfte. Wie wir erfuhren, waren Kräfte der Polizei vor uns schon dagewesen und überbrachten der Ehefrau die Todesnachricht. Sie wurde dann aber allein zurückgelassen. Unterdessen ,bis zu unserem Eintreffen, kamen die Eltern und Freunde, so dass wir auf mehrere Personen trafen.
Zu Beginn stellten wir uns vor und übermittelten unser Beileid. Der erste Kontakt zu den Hinterbliebenen ist immer der Schwerste, auch für uns. Die Familie bat uns mit in Ihre Küche, wo man schon auf uns wartete. Wir nahmen dankend platz und wurden sofort mit Fragen empfangen und überrannt. Wie ist es passiert, wo und wie geht es dem Beifahrer. Was passiert nun mit dem tödlich  verunglückten Fahrer, wann können wir Ihn sehen, wann können wir Ihn beerdigen und so weiter?  Deshalb ist es sehr wichtig, sich vor dem Einsatz so viel wie möglich an Informationen  zum Hergang des Geschehens zu beschaffen. Aus diesem Grunde konnten wird fundierte und wichtige Auskünfte geben, konnten Telefonnummern austauschen aber auch Stille, Trost und Zuhören vermitteln.
Nach einer knappen Stunde kamen wir langsam zum Ende unseres Gespräches und wir spürten eine kleine Erleichterung bei den Anwesenden. Wir hatten nun, nach der völlig schockierten Nachricht etwas ?Licht ins Dunkle? gebracht. Immer wieder, zwischen Fragen und Antworten, herrschte für Minuten Schweigen und traurige Stille und die Gedanken jeder einzelnen Person in diesem Raum kehrte zu dem getöteten jungen Mann zurück.
Gegen halb elf begleitete uns die Mutter des Verstorbenen zur Tür, bedankte sich für unser Kommen.
Betroffen aber auch erleichtert fuhren wir zurück. Noch eine ganze Weile unterhielten wir uns über diesen Einsatz. Dieses Gespräch ist sehr wichtig für die eigene Seele gewesen, denn trotz unserer Spezialausbildung müssen auch wir das Erlebte verarbeiten.
Kurz vor Mitternacht konnte ich dann beruhigt in meinen Urlaub starten?

*) Namen, falls vorhanden, geändert